Wie konnte ich nur so naiv sein?

Auf dem Hundeforum „Hundelexi“ ist für Mitglieder der Beitrag einer, wie sie sich selbst bezeichnet, „Ehemaligen“, zu lesen. Diese Ehemalige zögert noch, sich vollkommen öffentlich zu zeigen. Ihr Bericht bietet entlarvende Einblicke in den Innenzirkel des Vereins der „verebten Rudelstellungen“.

Aus Rücksichtnahme auf die Identität dieser Person, veröffentlichen wir hier nicht ihren eigenen Bericht, dies ist eine Zusammenfassung:

Zu Anfang beschreibt die Ehemalige, die wir hier „Clara“ nennen, das erschreckend Sektenhafte dieses Vereins.

hinter GitternSie wundert sich über ihre eigene Manipulierbarkeit, hätte es nicht für möglich gehalten, in einen solchen „Sog“, in eine derartige „innere Abhängigkeit“ zu geraten. Von einem „Strudel, der einen mitreißt“ innerhalb der Gruppe, von „Eingespannt-Sein, dass man nicht mehr zum Nachdenken kommt“, ist die Rede. “ „Diktatorisch“ komme das Ganze daher und man traue sich kaum, zu atmen, um nicht abgestraft zu werden. Die „Herzlichkeit der Gruppe“ gibt es für „Wohlverhalten“. Und, so erkennt sie richtig „sozialen Druck als gewaltiges Motiv“. Kritik ist unerwünscht, hinterfragt man dennoch etwas, wird man abgestraft, „fällt in Ungnade“. Da hilft dann nur Bitten aber man wird „wie ein ungezogenes Kind“ behandelt – „als Warnung für alle“ – bloßgestellt. Clara beschreibt, jede Kritik von außen gelte als Bestätigung: Die wollen uns Böses. Kein Kontakt! Wer drin ist, ist der Gute, Andersdenkende sind böse. So einfach, so schwarz-weiß. Abhängigkeit und die Drohung rauszufliegen, lassen jede Kritik im Innern verstummen.

Lange habe es gedauert, sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien, schreibt Clara und sie geht mit sich ins Gericht. Wie konnte sie nur so naiv sein? Wie sich so benutzen lassen?

Was ihr offenbar immer unverständlich war, ist die nicht vorhandene Empathie von Frau Ertel. Weder Menschen, noch Hunden gegenüber zeigt sie irgendeine Form des wohlwollenden Verstehen-Wollens. Menschen werden kommandiert, wenn es ihnen nicht passt, sollen sie verschwinden. „Herzliche Szenen mit ihren Hunden“ hat Clara bei Ertel niemals zu sehen bekommen.

Auch Clara fällt auf, dass Ertels Aussagen vor ihrem Flash-Back in Sachen Rudelstellungserinnerung und Lehrmeister, völlig andere waren als danach. Als sei es „das Natürlichste von der Welt“, lief sie im „Fehlbesatz“, schreibt sie und weiter: „Heute werden ihre Anhänger dafür gesteinigt, wenn sie so etwas erzählen. Wie gibt es sowas?“ Sie wirft die nahe liegende Frage auf, wieso diese Frau sich binnen kurzem so sehr verändert, plötzlich ein System vertritt, nach dem sie „angeblich immer gelebt“ habe, dessen sie sich selbst aber offensichtlich noch gar nicht bewusst war und es daher „fröhlich ignorierte“.

Es sei, als habe Frau Ertel beschlossen, ein Experiment zu starten und, so die bange Frage: „mit Hunden oder mit Menschen“?

Noch glaubt Clara daran, dass „Es“, die Rudelstellungslehre also, tatsächlich zu funktionieren scheint. Darum, so meint sie, sei es so schwer, von RS loszukommen. Vielleicht liegt das aber auch einfach daran, dass man sieht, was man sehen will? Sie jedenfalls wundert sich, dass Ertel selbst es mit ihren eigenen Hunden „nicht gebacken“ bekommt.

Und dann geschieht es, stellt Clara fest, dass Ertel, aller zuvor erklärten anders lautenden Grundsätzen zum Trotz, sich mit Maja-Novak zusammen tut. Interessanterweise grade dann, als es ans Geld-Verdienen geht.

Husky blau

Clara schreibt zum Schluss, sie wolle nun wissen:

– was ihre eigene Rolle sei, die sie spielte und in der sie sich missbraucht fühlt.

– was hat Ertel früher wirklich getan? Nach RS kann sie, wie ihre früheren Postings belegen, wahrlich nicht gelebt haben?

–  was ist echt?

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6 Gedanken zu „Wie konnte ich nur so naiv sein?

  1. Carla

    Vielen Dank! Es braucht viel Mut um so eine Fehlentscheidung offen zu beschreiben. Eine Warnung an alle, die auf dem Weg in diese Sackgasse sind. Ein Warnung an alle, die mit dem Gedanken spielen.

  2. Silla

    Wie können erwachsene Menschen sich von so einer sektenähnlichen Gemeinschaft so sehr einnehmen lassen? Ich habe da wirklich nicht das kleinste Verständnis dafür, es ist für mich vollkommen unverständlich, wie man sich selber, sein Tier und alles, was an Wissensvorbestand da gewesen ist wegen einer einzigen Frau, die nicht ein einziges tragfähiges Argument nennen kann, so aufgeben kann?! Es klingt gerade zu so, als seine all diese Menschen entmündigt, unfähig richtig und falsch, Wahrheit und Lüge zu erkennen. Mir tun diese Menschen fast noch mehr leid als die Hunde, denn wie groß muss die Naivität und Unsicherheit mit sich selbst sein, wenn man einem solchen Sektierer hinterher laufen muss um sich aufgehoben zu fühlen? Wenn Menschen bei uns solchen Scharlatanen auf den Leim gehen und zu solchen Taten fähig sind, dann sollte das ZDF sich ÜBERDEUTLICH distanzieren, anstatt auch noch ein Forum für Dummheit und unwissenschaftliche Thesen zu liefern. UNFASSBAR das alles!!!

  3. Susanne

    Hallo Silla,

    ganz so einfach ist es leider nicht. Die Nachläufer sind ja nicht blind, sie wissen SEHR WOHL, was sie da tun. Es ist ihre Bequemlichkeit und Faulheit, denn RS macht es ihnen unsagbar leicht: kein Gassigehen mehr, keine Erziehung mehr, es reicht im Grunde, dem Hund einmal am Tag etwas fressbares vorzuwerfen (damit, O-Ton Ertel: „hinten was rauskommt, solange vorne was reinkommt“), sich ein wenig mit ihm zu unterhalten und dann ist doch alles tutti. Weil RS das so sagt und weil es so leicht ist, das einfach als gegeben hinzunehmen. Und wenn es gar nicht funktioniert, tauscht man eben oder verhökert das einst „so geliebte Familienmitglied“.

    Beispiel: vor kurzem wurde ein „Experiment“ im TV gezeigt. Es wurde Putenfleisch in zwei Versionen angeboten. Auf der Packung der einen Version wurden Fotos von Tieren aus artgerechter Haltung aufgebracht und auf der Packung der anderen Schockfotos von Tieren aus tierquälerischer Haltung. Was glaubst Du, wie viele Leute die zweite Version dennoch gekauft haben, obwohl ihnen die Herkunft sehr plakativ vor Augen gehalten wurde? Nahezu die HÄLFTE! Sie wussten es ganz genau und haben es dennoch achselzuckend hingenommen. Und genau das passiert auch bei den RS-Nachläufern: es ist ihnen scheißegal, solange sie einen Benefit davon haben und der heißt: weniger Arbeit mit dem Hund, nur noch in den Garten oder maximal kurz um den Block zum Spazierengehen und im Zweifelsfall weg damit. Es gehören also IMMER zwei dazu: die Gurus, die sich auf den Sockel heben lassen und diejenigen, die das erst ermöglichen.

  4. It's me

    Ich denke eher, dass es bei vielen Angst ist.
    Die Angst vor Mobbing, die Angst von einer Gruppe als Einzelner abgelehnt zu werden.
    Es ist auch nicht einfach, gegen den Strom zu schwimmen.
    Das kann verdammt hart sein.
    Aber jeder, der sich erfolgreich gegen solchen Druck, gegen solche Ängste wehrt, wächst daran.
    Es lohnt sich!

  5. Susanne

    @It’s me: Unsicherheit oder Angst davor, aus einer Gemeinschaft ausgeschlossen werden, setzt eines voraus: man muss erst mal in ebendiese aufgenommen werden und da fängt es doch an. Wer in diesem unsäglichen Forum http://www.rudelstellungen.eu/forum/index mal querliest, wird schnell feststellen, dass sich die Leute Gedanken um alles Mögliche machen … nur nicht darüber, WAS sie ihren Hunden mit RS antun und das wiederum lässt nur einen einzigen Schluss zu: es ist ihnen egal! Es ist ihnen egal, weil Menschen lieber Dinge glauben, wenn sie der eigenen Bequemlichkeit dienen … auch, wenn sie ganz genau WISSEN, dass Rudelstellung im Grunde Lug und Betrug und letztendlich tierschutzrelevant ist.

    Man kann es auch vergleichen mit Kofferraumwelpen: die Leute kaufen die Würmer nach wie vor, obwohl sie ganz genau wissen, woher sie stammen und dass sie das Leid der Welpen und Mutterhündinnen mit ihrem Kauf verlängern, bzw. erst ermöglichen. Aber die Kleinen sind billig und das reicht als Rechtfertigung aus.

    Wer also nicht mit Tierquälern oder Leuten, die Tierquälerei mutwillig ermöglichen und fördern in einen Topf geworfen werden will, muss sich eben kristallklar davon distanzieren und das ist eigentlich ganz einfach: endlich anfangen, nachzudenken und sofort sein lassen! Es ist keine Schande, einen Fehler oder einen Irrglauben einzugestehen, aber man muss es tun … seinem Hund zuliebe!

  6. Rudelwallah

    Man leidet richtig mit ihr mit.
    Es braucht viel Mut um sich und andere zu hinterfragen. Gerade wenn man in so einer „Sekte“ Mitglied war und in eine solche Richtug getrimmt wurde.
    Ich hoffe das sie sich selbst wiederfindet und auf ihren eignenen Weg zurückkommt.
    Was wichtig ist, ist das sie mit ihren Hunden glücklich ist und diese mit ihr.

    Man sollte einfach immer auf sein Innerstes vertrauen.
    Ich werde auch permanent kiritisiert von anderen Haltern. Aber meine Hunde lieben micht, vertrauen mir und ich liebe sie und vertraue Ihnen ebenso. Und das ist es worauf es ankommt.
    Und nicht auf den, der sagt, das das was ich mache Falsch oder Richtig ist.
    Wir lernen doch alle aus unseren eigenen Erfahrungen. Und da gibt es kein Rezept.
    Es gibt so viele Variationsmöglichkeiten.

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